Heimat- und Denkmalpflege

Denkmal der industriellen Entwicklung von Hennef

Industriedenkmal Hennef, September 2015

Dieses Denkmal zur Erinnerung an die mehr als einhundertjährige Geschichte der Industrie in Hennef wurde vom Verkehrs- und Verschönerungsverein Hennef e.V. 1881 und der Stadt Hennef (Sieg) errichtet.
 

Die Idee, Gestaltung und Anfertigung eines entsprechenden Modells wurde als Projektarbeit der Metallgestalterklasse am Carl-Reuther-Berufskolleg Hennef unter Leitung von Rolf Baum entwickelt und ausgeführt. Baulich realisierte das Denkmal die Hennefer Firma Rausch GmbH.
 

Carl Reuther gründete den ersten Industriebetrieb in Hennef und erkannte damals die Notwendigkeit der berufsschulischen Ausbildung. Als Folge eröffnete er am 23. Januar 1900 die Gewerbliche Fortbildungsschule der Carl-Reuther-Stiftung.
 

Von der Firma Gebr. Steimel wurden die hier verwendeten drei historischen Gusssäulen zur Verfügung gestellt. Sie stammen aus dem ursprünglichen Fertigungsgebäude, in dem die Firma Gebr. Steimel seit 1910 die Milchzentrifugen "Polar" produzierte.
 

Den Initiatoren war es wichtig, dass von der Gestaltung bis zur Ausführung ausschließlich Hennefer Institutionen und Firmen beteiligt waren.
 



Landwirtschaft

Holzpflug

Viele Jahrhunderte hindurch war der Holzpflug das wichtigste bäuerliche Arbeitsgerät. Der Vorderpflug oder Galgen mit den beiden Rädern ist über den Pflugbaum und Ketten mit dem Hinterpflug verbunden. Am Hinterpflug sind Pflugmesser, Pflugschar und Streichbrett angebracht. Über den Sterz, die Handhabe und die Leine wird das Zuggespann von Kuh, Ochse oder Pferd gelenkt. Der Hundspflug eignete sich vor allem für die Feldarbeit im bergigen Gelände. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts kamen eiserne Geräte nach dem älteren Vorbild in Gebrauch.
 

Holzpflug


Bergbau

Förderturm

Seit dem 18. Jahrhundert wurde der Bergbau ein wichtiger Erwerbszweig. In zahlreichen Aufschlüssen und Stollen wurden Erze abgebaut. In den Gruben "Gottessegen" bei Dambroich, "Bergmannslust" am Steimelsberg bei Hennef, "Altglück" bei Hanfmühle und "Silistria" bei Kurenbach wurden Blei, Eisen, Zinn, Zink und Silber gefördert. Am Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Betriebe eingestellt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts nahm man in der Grube "Ziethen" bei Seligenthal und Weingartsgasse die Versuche wieder auf. Wegen der geringen Ausbeute wurde das Vorhaben 1927 aufgegeben. Der Förderturm wurde 1946 niedergelegt. 1849 wurde in Rott mit der Ausbeutung der dort lagernden Blätterkohle begonnen. Aus der Grobkohle gewann man Alaun, Teer, Mineralöl und Paraffin. Das Eisensulfid wurde in einer eigenen Hütte zu Eisenvitriol verarbeitet. Nach mehreren Versuchen wurde die Erzeugung chemischer Produkte 1919 endgültig eingestellt.
 

Förderturm


Verkehr

Lokomotive

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts begann für das Verkehrswesen eine neue Zeit. Man schaffte Zugänge in das unerschlossene Bergland und legte breite Kunststraßen in den Tälern an. Etwa zur gleichen Zeit wurde die Eisenbahnstrecke Köln-Betzdorf-Siegen-Gießen durch das Siegtal gebaut. 1859 hielt der erste Zug der Köln-Mindener Eisenbahngesellschaft in Hennef. Die Verkehrsplanung gab dem wirtschaftlichen Fortschritt einen entscheidenden Antrieb. Zunächst wurden der Kalk aus den Kalksteinbrüchen um Schönenberg und die Erze aus den Eisensteingruben des Raumes von Ruppichteroth mit Pferdewagen nach Hennef und mit der Eisenbahn zur Friedrich-Wilhelms-Hütte bei Troisdorf verfrachtet. 1862 nahm die Bröltaler Eisenbahn ihren Betrieb auf, zunächst als Pferdebahn auf der Trasse der Bröltalstraße, seit 1863 mit Dampflokomotiven. In Hennef verknüpften sich fortan die Verkehrsverbindungen.
 

Lokomotive


Landmaschinen

Futterschneider

Die Futterschneidemaschine aus Lade und Schwungrad mit zwei Messern zum Schneiden von Grünfutter und Stroh verweist auf die industriellen Anfänge in Hennef. 1862 gründete der Schlossermeister Carl Reuther (1834-1902) eine Werkstatt in Hennef. Er erkannte die günstige Verkehrslage seines Heimatortes und die Bedürfnisse der bäuerlichen Bevölkerung im Umland und begann 1869 in der Firma "Carl Reuther & Co. Landwirtschaftliche Maschinenfabrik" mit der Herstellung von Maschinen für die Landwirtschaft. Seinem Beispiel folgten 1878 der Schlossermeister Johann Steimel (1842-1892) mit der "Johann Steimel Maschinenfabrik", Johann Friedrich Jacobi (1841-1914) 1879 mit der "Joh. Fried. Jacobi Eisen- und Metallgießerei sowie Maschinenfabrik für die Landwirtschaft", Philipp Löhe 1879 mit einer "Maschinenfabrik und Eisengießerei" und 1881 Joseph Meys (1853-1922) mit der "Joseph Meys & Cie. Fabrik landwirtschaftlicher Maschinen". Von den Unternehmen wurden Eisenpflüge, Sähmaschinen, Mähmaschinen, Dreschmaschinen, Heuwendemaschinen, Ackerwalzen, Jauchepumpen und Göpel zum Antreiben von Geräten hergestellt.
 

Futterschneider


Milchwirtschaft

Milchzentrifuge

Die Hennefer Maschinenfabriken bemühten sich, den jeweiligen wirtschaftlichen Anforderungen durch Neuerungen zu entsprechen. Wichtige Erzeugnisse für die bäuerlichen Betriebe waren die Spezialmaschinen für die Milchwirtschaft, und zwar Separatoren, Butterfässer, Butterkneter, Hausmolkereien und Melkanlagen. 1890 begann die Firma "Johann Steimel sel. Erben" mit der Herstellung von Zentrifugen. Unter dem Markennamen "Polar" fanden die Hausmolkereien eine weite Verbreitung. Seit 1892 brachte die "Joseph Meys & Cie. Fabrik landwirtschaftlicher Maschinen" Milchseparatoren der Marke "Siegena", Butterkneter "Rhenania" und Butterfässer "Excelsior" auf den Markt. Diese Kleingeräte ergänzten das Angebot an landwirtschaftlichen Maschinen.
 

Milchzentrifuge


Chronos-Waage

Chronos-Waage

1879 wurde die "Carl Reuther & Co. Landwirtschaftliche Maschinenfabrik" in die "Aktiengesellschaft, Fabrik landwirtschaftlicher Maschinen" umgewandelt. 1880 zog sich Carl Reuther aus der Leitung des Betriebs zurück. Er nahm Verbindung zu dem Ingenieur Eduard Reisert (1847-1914) auf, der das Grundmodell einer Waage zum selbstständigen Verwiegen von Getreide und kleinkörnigen Stoffen entwickelt hatte. 1881 wurde die "Hennefer Maschinenfabrik Reuther und Reisert" gegründet. 1883 erhielt das Unternehmen die amtliche Zulassung für seine automatischen Getreidewaagen. In nur wenigen Jahren verschaffte die Erfindung von Eduard Reisert und ihre technische Umsetzung durch Carl Reuther dem Wiegen und Wägen in aller Welt eine besondere Geltung. Die automatische Chronos-Waage trug zum industriellen und wirtschaftlichen Fortschritt bei und förderte die Bekanntheit des Ortes Hennef in aller Welt.
 

Chronos-Waage