Denkmal der industriellen Entwicklung von Hennef
Dieses Denkmal zur Erinnerung an die mehr als einhundertjährige Geschichte der
Industrie in Hennef wurde vom Verkehrs- und Verschönerungsverein Hennef e.V. 1881
und der Stadt Hennef (Sieg) errichtet.
Die Idee, Gestaltung und Anfertigung eines entsprechenden Modells wurde als
Projektarbeit der Metallgestalterklasse am Carl-Reuther-Berufskolleg Hennef
unter Leitung von Rolf Baum entwickelt und ausgeführt. Baulich realisierte
das Denkmal die Hennefer Firma Rausch GmbH.
Carl Reuther gründete den ersten Industriebetrieb in Hennef und erkannte damals
die Notwendigkeit der berufsschulischen Ausbildung. Als Folge eröffnete er am
23. Januar 1900 die Gewerbliche Fortbildungsschule der Carl-Reuther-Stiftung.
Von der Firma Gebr. Steimel wurden die hier verwendeten drei historischen
Gusssäulen zur Verfügung gestellt. Sie stammen aus dem ursprünglichen
Fertigungsgebäude, in dem die Firma Gebr. Steimel seit 1910 die Milchzentrifugen
"Polar" produzierte.
Den Initiatoren war es wichtig, dass von der Gestaltung bis zur Ausführung
ausschließlich Hennefer Institutionen und Firmen beteiligt waren.
Landwirtschaft
Viele Jahrhunderte hindurch war der Holzpflug das wichtigste bäuerliche
Arbeitsgerät. Der Vorderpflug oder Galgen mit den beiden Rädern ist über
den Pflugbaum und Ketten mit dem Hinterpflug verbunden. Am Hinterpflug
sind Pflugmesser, Pflugschar und Streichbrett angebracht. Über den
Sterz, die Handhabe und die Leine wird das Zuggespann von Kuh, Ochse oder
Pferd gelenkt. Der Hundspflug eignete sich vor allem für die Feldarbeit
im bergigen Gelände. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts kamen eiserne Geräte
nach dem älteren Vorbild in Gebrauch.
Bergbau
Seit dem 18. Jahrhundert wurde der Bergbau ein wichtiger Erwerbszweig. In
zahlreichen Aufschlüssen und Stollen wurden Erze abgebaut. In den Gruben
"Gottessegen" bei Dambroich, "Bergmannslust" am Steimelsberg bei Hennef,
"Altglück" bei Hanfmühle und "Silistria" bei Kurenbach wurden Blei, Eisen,
Zinn, Zink und Silber gefördert. Am Ende des 19. Jahrhunderts wurden die
Betriebe eingestellt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts nahm man in der Grube
"Ziethen" bei Seligenthal und Weingartsgasse die Versuche wieder auf. Wegen
der geringen Ausbeute wurde das Vorhaben 1927 aufgegeben. Der Förderturm
wurde 1946 niedergelegt. 1849 wurde in Rott mit der Ausbeutung der dort
lagernden Blätterkohle begonnen. Aus der Grobkohle gewann man Alaun, Teer,
Mineralöl und Paraffin. Das Eisensulfid wurde in einer eigenen Hütte zu
Eisenvitriol verarbeitet. Nach mehreren Versuchen wurde die Erzeugung
chemischer Produkte 1919 endgültig eingestellt.
Verkehr
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts begann für das Verkehrswesen eine neue
Zeit. Man schaffte Zugänge in das unerschlossene Bergland und legte breite
Kunststraßen in den Tälern an. Etwa zur gleichen Zeit wurde die
Eisenbahnstrecke Köln-Betzdorf-Siegen-Gießen durch das Siegtal gebaut. 1859
hielt der erste Zug der Köln-Mindener Eisenbahngesellschaft in Hennef. Die
Verkehrsplanung gab dem wirtschaftlichen Fortschritt einen entscheidenden Antrieb.
Zunächst wurden der Kalk aus den Kalksteinbrüchen um Schönenberg und die
Erze aus den Eisensteingruben des Raumes von Ruppichteroth mit Pferdewagen
nach Hennef und mit der Eisenbahn zur Friedrich-Wilhelms-Hütte bei Troisdorf
verfrachtet. 1862 nahm die Bröltaler Eisenbahn ihren Betrieb auf, zunächst als
Pferdebahn auf der Trasse der Bröltalstraße, seit 1863 mit Dampflokomotiven.
In Hennef verknüpften sich fortan die Verkehrsverbindungen.
Landmaschinen
Die Futterschneidemaschine aus Lade und Schwungrad mit zwei Messern zum
Schneiden von Grünfutter und Stroh verweist auf die industriellen Anfänge
in Hennef. 1862 gründete der Schlossermeister Carl Reuther (1834-1902)
eine Werkstatt in Hennef. Er erkannte die günstige Verkehrslage seines
Heimatortes und die Bedürfnisse der bäuerlichen Bevölkerung im Umland
und begann 1869 in der Firma "Carl Reuther & Co. Landwirtschaftliche
Maschinenfabrik" mit der Herstellung von Maschinen für die Landwirtschaft.
Seinem Beispiel folgten 1878 der Schlossermeister Johann Steimel (1842-1892)
mit der "Johann Steimel Maschinenfabrik", Johann Friedrich
Jacobi (1841-1914) 1879 mit der "Joh. Fried. Jacobi Eisen- und
Metallgießerei sowie Maschinenfabrik für die Landwirtschaft", Philipp
Löhe 1879 mit einer "Maschinenfabrik und Eisengießerei" und 1881
Joseph Meys (1853-1922) mit der "Joseph Meys & Cie. Fabrik
landwirtschaftlicher Maschinen". Von den Unternehmen wurden Eisenpflüge,
Sähmaschinen, Mähmaschinen, Dreschmaschinen, Heuwendemaschinen, Ackerwalzen,
Jauchepumpen und Göpel zum Antreiben von Geräten hergestellt.
Milchwirtschaft
Die Hennefer Maschinenfabriken bemühten sich, den jeweiligen wirtschaftlichen
Anforderungen durch Neuerungen zu entsprechen. Wichtige Erzeugnisse für die
bäuerlichen Betriebe waren die Spezialmaschinen für die Milchwirtschaft,
und zwar Separatoren, Butterfässer, Butterkneter, Hausmolkereien und Melkanlagen.
1890 begann die Firma "Johann Steimel sel. Erben" mit der Herstellung
von Zentrifugen. Unter dem Markennamen "Polar" fanden die
Hausmolkereien eine weite Verbreitung. Seit 1892 brachte die "Joseph Meys
& Cie. Fabrik landwirtschaftlicher Maschinen" Milchseparatoren der
Marke "Siegena", Butterkneter "Rhenania" und Butterfässer
"Excelsior" auf den Markt. Diese Kleingeräte ergänzten das Angebot
an landwirtschaftlichen Maschinen.
Chronos-Waage
1879 wurde die "Carl Reuther & Co. Landwirtschaftliche Maschinenfabrik"
in die "Aktiengesellschaft, Fabrik landwirtschaftlicher Maschinen"
umgewandelt. 1880 zog sich Carl Reuther aus der Leitung des Betriebs zurück. Er
nahm Verbindung zu dem Ingenieur Eduard Reisert (1847-1914) auf, der das
Grundmodell einer Waage zum selbstständigen Verwiegen von Getreide und kleinkörnigen
Stoffen entwickelt hatte. 1881 wurde die "Hennefer Maschinenfabrik Reuther
und Reisert" gegründet. 1883 erhielt das Unternehmen die amtliche Zulassung
für seine automatischen Getreidewaagen. In nur wenigen Jahren verschaffte die
Erfindung von Eduard Reisert und ihre technische Umsetzung durch Carl Reuther dem
Wiegen und Wägen in aller Welt eine besondere Geltung. Die automatische Chronos-Waage
trug zum industriellen und wirtschaftlichen Fortschritt bei und förderte die
Bekanntheit des Ortes Hennef in aller Welt.